Sie haben kein Geld für Zahnersatz? Welche Kosten auf Sie zukommen und welche Hilfsangebote und Sparmöglichkeiten bestehen, zeigen wir hier.
Zahnprothese Unterfütterung – Dauer, Methoden und Kosten
Bei Vollprothesen und manchen Teilprothesen kann der Halt mit der Zeit nachlassen. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf den Tragekomfort aus, sondern kann die Funktionstüchtigkeit insgesamt beschneiden. Die Zahnprothesen Unterfütterung dient dann dazu, das Wackeln zu beseitigen und wieder für mehr Stabilität zu sorgen. Wie der Zahnarzt dabei vorgeht, wie lange die Unterfütterung dauert und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen, klären wir in diesem Beitrag.
1. Wozu dient die Unterfütterung der Zahnprothese?
Bei der Unterfütterung der Zahnprothese bringt der behandelnde Zahnarzt zusätzliches Material auf der Unterseite der Prothese an. Dafür stehen mehrere Verfahren zur Auswahl. Ohne einen Eingriff an den Kauflächen kann eine Zahnprothese dadurch wieder stabilisiert werden. Grundsätzlich gibt es drei Faktoren, die den Sitz des Zahnersatzes beeinflussen:
- Der Speichelfluss: Bei schleimhautgetragenen Vollprothesen ist der Speichel maßgeblich für den guten Sitz verantwortlich. Denn durch ihn entstehen Adhäsionskräfte zwischen Prothese und Schleimhaut, welche den schleimhautgetragenen Zahnersatz in Position halten. Da der Speichelfluss mit zunehmendem Alter abnimmt, reduziert sich dieser Saugeffekt und der Sitz der Prothese ist beeinträchtigt.
- Die Passung: Bei der Anfertigung der Prothese wird eine Abformung in der Praxis vorgenommen, nach deren Vorbild die Prothese im Dentallabor gefertigt wird. Tritt das Wackeln schon nach kurzer Zeit auf, können hier Fehler unterlaufen sein. Häufiger sind allerdings Beschädigungen der Prothese die Ursache. Lassen Sie sie deshalb im Zweifel von ihrem Zahnarzt untersuchen.
- Der Kieferknochen: Nach dem Zahnverlust beginnt sich der Kieferknochen langsam zurückzubilden. Aufgrund dieser Veränderungen ist es für Träger von Vollprothesen ratsam, im Abstand von etwa sechs Monaten zum Zahnarzt zu gehen und die Prothese entsprechend anpassen zu lassen.
- Körpergewicht: Auch bei drastischen Änderungen des Körpergewichts kommt es zu einem eingeschränkten Prothesenhalt. Insbesondere bei starker Gewichtsabnahme kann sich die Gesichts- und Kieferstruktur leicht verändern und dadurch eine Unterfütterung erforderlich machen.
2. Wann ist eine Unterfütterung notwendig?
Dass es an der Zeit ist, die Zahnprothese unterfüttern zu lassen, zeigt sich meist beim Kauen oder Sprechen. Betroffene können feststellen, dass die Prothese dabei wackelt oder gar ein Würgereiz entsteht, da sie ungewohnte Stellen berührt. Doch nicht nur der Tragekomfort leidet in diesem Fall. Auch können sich Speisereste leichter am Übergang zwischen Prothese und der Schleimhaut festsetzen. Dadurch steigt das Risiko einer Zahnfleischentzündung.
Meist nimmt die Unterfütterung der Prothese nur wenig Zeit in Anspruch und es gelingt, den ursprünglichen Tragekomfort wiederherzustellen. Zögern Sie deshalb nicht mit der Unterfütterung. Noch besser ist es, die Prothese prophylaktisch im Abstand von etwa sechs Monaten untersuchen zu lassen.
Bleibt das Unterfüttern der Prothese zu lange aus, können durch die lockere Prothese verschiedene Probleme auftreten. Dazu zählen zunehmende Schwierigkeiten beim Essen und beim Sprechen. Die schlechte Passform hat außerdem negative Auswirkungen auf den Kieferknochen und kann diesen im schlimmsten Fall schädigen. Relativ schnell treten außerdem neue Druckstellen auf oder die bestehenden Druckstellen verschlimmern sich.
3. Die drei Arten der Unterfütterung der Zahnprothese
Wurde festgestellt, dass die Zahnprothese unterfüttert werden muss, stehen aus zahnmedizinischer Sicht mehrere Verfahren zur Verfügung. Von der Wahl des Zahnarztes hängt auch ab, wie viel Zeit vergeht, bis die Passform verbessert ist. Die drei Alternativen, die direkte, die indirekte und die weichbleibende Unterfütterung, stellen wir im Folgenden vor.
3.1. Direkt
Die direkte Unterfütterung hat für Patienten den Vorteil, dass sie direkt in der Praxis vorgenommen werden kann und nur wenig Zeit beansprucht. Denn ein Dentallabor ist daran nicht beteiligt. Der Zahnarzt raut dazu die Prothesenbasis auf und trägt dort einen speziellen Kunststoff auf. Die Prothese wird nun wieder eingesetzt, sodass der Kunststoff direkt im Mund aushärten kann. Während dieser Phase ist der Patient dazu aufgefordert, bestimmte Bewegungen auszuführen, wie zum Beispiel Kauen oder Sprechen.
Wie lange dauert die Unterfütterung der Prothese auf diesem Wege? Das direkte Verfahren der Unterfütterung lässt sich binnen eines Praxisbesuchs abschließen, dient aber meist nur als Übergangslösung. Ein Nachteil ist zudem, dass viele Patienten die direkte Unterfütterung als unangenehm empfinden.
3.2. Indirekt
Zur indirekten Unterfütterung ist deutlich mehr Zeit erforderlich, da die Anpassung der Prothese außerhalb des Mundes im Dentallabor erfolgt. Zwar wird auch hierfür zunächst eine Abformung durchgeführt. Diese sendet die Zahnarztpraxis dann aber ins zahntechnische Labor, wo das Abformmaterial ersetzt wird. Nach der Fertigstellung wird die Zahnprothese dann dem Patienten in einer zweiten Sitzung übergeben. Da die Anpassungen im Labor mithilfe eines Modells vorgenommen werden, ist hier eine höhere Präzision zu erreichen als beim direkten Verfahren.
3.3. Weichbleibende Unterfütterung
Verursacht die Zahnprothese Druckstellen, die immer wieder neu auftreten, kann die weichbleibende Unterfütterung Abhilfe schaffen. Hierfür wird entweder auf eine Kunststoff- oder eine Silikon-Unterfütterung gesetzt. Beide Materialien bieten eine höhere Elastizität als die herkömmliche Prothesenbasis und reduzieren dadurch das Risiko unangenehmer Druckstellen. Vor allem für empfindliche Patienten ist dies ein großer Mehrwert.
4. Die Schritte zur Unterfütterung der Zahnprothese
Wer seine Zahnprothese unterfüttern lassen möchte, dem wird mit wenigen klar festgelegten Schritten geholfen. Wir beziehen uns im Folgenden auf das indirekte Verfahren, welches für die meisten Patienten interessant sein dürfte.
- Voruntersuchung: Zu Beginn hört sich der Zahnarzt die vorhandenen Beschwerden an und untersucht den aktuellen Sitz der Prothese. Es wird untersucht, ob sich bereits Druckstellen oder Entzündungen gebildet haben. Zudem entscheidet der Zahnarzt, ob eine harte oder weiche Unterfütterung ansteht.
- Abdrucknahme: Der Zahnarzt nimmt einen Abdruck des Kiefers, der als Ausgangspunkt für die anschließende Modellierung dient. Dieser Schritt ist vollkommen schmerzfrei.
- Die Unterfütterung: Abdruck und Diagnose werden an ein Dentallabor übermittelt, wo der Werkstoff zunächst auf dem Modell aufgebracht wird. Anschließend wird die Prothese entsprechend unterfüttert und das Material ausgehärtet. Für die Dauer von meist nur ein bis zwei Tagen kann in der Regel ein Provisorium zur Verfügung gestellt werden.
- Anprobe: Nun setzt der Zahnarzt die Prothese wieder ein und kontrolliert den Erfolg der Unterfütterung. Kleine Anpassungen können direkt in der Praxis vorgenommen werden, andernfalls geht die Zahnprothese erneut ins Labor.
- Nachkontrolle: Vor allem nach umfassenden Korrekturen empfiehlt sich eine weitere Nachkontrolle in der Praxis. Dabei überprüft der Zahnarzt die Passform erneut und achtet auf eventuelle Druckstellen.
Wichtig: In den ersten Tagen nach der Unterfütterung kann die Empfindlichkeit des Zahnfleischs erhöht sein. Auch ein leichtes Druckgefühl an einzelnen Stellen ist normal. Eventuell ändert sich auch das Sprech- bzw. Kaugefühl mit der Prothese. Diese Symptome sollten jedoch innerhalb weniger Tage abklingen.
5. Wie lange dauert die Unterfütterung der Zahnprothese?
Wie bereits an den beschriebenen Verfahren deutlich wurde, kann die Unterfütterung der Prothese unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Wer Wert darauf legt, innerhalb kurzer Zeit eine Besserung der Passung zu erreichen, profitiert vom direkten Verfahren. Dafür ist nur ein einzelner Termin in der Praxis notwendig, wobei die eigentliche Unterfütterung selten länger als eine halbe Stunde dauert.
Beim indirekten Verfahren hängt die Behandlungsdauer stark von der Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahnlabor ab. In jedem Fall ist ein zweiter Termin erforderlich. Erst wenn das Labor seine Arbeiten abgeschlossen hat, kann der Zahnersatz wieder übernommen werden. In der Praxis wird dann der Sitz der Prothese noch einmal kontrolliert.
6. Kosten und Gebühren
Manche Patienten fürchten besonders hohe Kosten bei der Unterfütterung ihrer Prothese und lassen deshalb über einen längeren Zeitraum keine Anpassungen daran vornehmen. Doch wie hoch sind die Preise dafür tatsächlich? Je nach Verfahren und dem damit verbundenen Aufwand bewegen sich die Kosten im Bereich zwischen 100 und 300 Euro. Gesetzlich Versicherte erhalten dafür einen Zuschuss von ca. 50 Euro von der Krankenkasse. Die restlichen Kosten müssen selbst übernommen werden.
Als Privatleistung wird die Unterfütterung einer Zahnprothese nach der Gebührenziffer 5280 abgerechnet. Aus GOZ 5280 ergibt sich eine Gebühr von 15,19 Euro im einfachen Satz. Da selbst bei einem durchschnittlichen Arbeitsaufwand höhere Sätze abgerechnet werden können, erhöhen sich die Kosten auf 34,93 bis 53,15 Euro. Je nach Umfang der Arbeiten können aber noch weitere Ziffern in Rechnung gestellt werden. Je nach Versicherungstarif werden bei Privatversicherten die Kosten für die Unterfütterung der Prothese meist vollständig erstattet.
Abrechnung der Unterfütterung nach GOZ 5280:
| Faktor | 1-facher Satz | 2,3-facher Satz | 3,5-facher Satz |
| Kosten | 15,19 € | 34,93 € | 53,15 € |
7. Zahnprothese nie selbst unterfüttern
Um Kosten zu sparen, sind manche Patienten bereits gewillt, ihre Prothese selbst zu unterfüttern. Entsprechende Produkte, die zum Beispiel im Internet verfügbar sind, versprechen dadurch kostengünstige Abhilfe. Allerdings birgt das selbstständige Unterfüttern der Zahnprothese Risiken. Zum einen kann es durch die falsche Verwendung der Materialien zu Reizungen oder gar Entzündungen der Schleimhaut kommen. Zudem müsste ohne eine professionelle Abformung gearbeitet werden. Dadurch kann bei der Unterfütterung in Eigenregie kein optimaler Halt der Prothese erreicht werden. Typische Probleme, wie zum Beispiel Druckstellen, können sich dadurch häufen.
Im Zweifel kommt es sogar zu Schäden an der Zahnprothese, die sich nur schwer wieder ausbessern lassen. Schon aus diesem Grund ist es ratsam, die Unterfütterung einem Experten zu überlassen und dafür die Rechnung der Praxis in Kauf zu nehmen.
8. Implantate als Alternative zur Unterfütterung
Die Mühen, bei einer schleimhautgetragenen Prothese trotzdem einen guten Halt zu erreichen, sind für manche abschreckend. Doch welche Alternativen gibt es dazu? Bis zu einem gewissen Grad kann die Verwendung von Haftcremes dazu beitragen, den Halt der Prothese zu verbessern. Doch hat sich der Kieferknochen nach dem Zahnverlust und nach der Anfertigung der Totalprothese noch einmal stark verändert, reicht die Creme an sich nicht mehr aus, um Besserung zu erreichen.
Wer den Aufwand der Anpassung und Unterfütterung nicht tragen möchte, muss sich für eine andere Form des Zahnersatzes entscheiden. Ein sicherer Weg, um Unterfütterungen und Anpassungen anderer Art zu umgehen, sind Implantate. Das Zahnimplantat fungiert als künstliche Zahnwurzel, die in den Kieferknochen eingebracht wird. In den folgenden Wochen verwächst sie fest mit diesem, wodurch implantatgetragener Zahnersatz eine besonders hohe Stabilität bietet. Allerdings übersteigen dessen Kosten jene von schleimhautgetragenem Zahnersatz deutlich.
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