Zahnextraktion – Gründe, Ablauf und Risiken des Zähneziehens

Obwohl es sich um einen Routineeingriff handelt, ist die Zahnextraktion für viele Patienten von Angst behaftet. Dabei kann der Eingriff weitgehend schmerzfrei verlaufen. Wie die Extraktion abläuft und was im Anschluss beachtet werden muss, klären wir in diesem Beitrag.

Vor der Zahnextraktion findet eine eingehende Untersuchung statt.

1. Mögliche Gründe für die Zahnextraktion

Eine Zahnextraktion findet nie grundlos statt, sondern folgt einer konkreten Indikation. Dabei wird zwischen absoluten Indikationen unterschieden, bei denen der Zahn extrahiert werden muss und relativen Indikationen, bei denen zumindest dazu geraten wird. Ist ein Zahn zum Beispiel stark gelockert und wird nicht erwartet, dass sich der Zahnhalteapparat regeneriert, muss dieser gezogen werden. Gleiches gilt für den Fall, dass unter der Spitze der Wurzel eine nicht heilende Entzündung vorliegt. Wiederkehrende Entzündungen sind vor allem an den Weisheitszähnen häufig zu beobachten, die nur durch die Extraktion vermieden werden können.

Eine Entfernung ist auch dann notwendig, wenn ein Platzmangel herrscht, welcher durch rein kieferorthopädische Maßnahmen nicht behoben werden könnte. In seltenen Fällen haben sich überzählige Zähne entwickelt, die entfernt werden müssen, um den Durchbruch regelrechter Zähne überhaupt zu ermöglichen.

Nicht unbedingt notwendig, aber zumindest empfohlen wird die Zahnextraktion dann, wenn zwar überzählige Zähne vorhanden sind, diese aber keine Beschwerden hervorrufen. Selbst bei einem starken Verlust der Zahnhartsubstanz wird die Entfernung lediglich empfohlen, sofern davon keine Schmerzen ausgehen.

2. Der Ablauf des Zahnziehens erklärt

Bei der Untersuchung stellt der Zahnarzt mithilfe eines Röntgenbildes fest, welcher Zahn gezogen werden muss. Unabhängig davon, um welchen Zahn es sich handelt, folgt die Extraktion nun dem gleichen Schema.

  1. Örtliche Betäubung: Abhängig vom Krankheitsbild kann der Zahnarzt nun eine Leitungsanästhesie verwenden, bei welcher der komplette Zahnnerv betäubt wird. Alternativ eignet sich die intraligamentäre Anästhesie, die auf den Halteapparat des kranken Zahns ausgerichtet ist. Alternativ ist eine Kombination davon möglich.
  2. Das Lockern des Zahns: Nach einer gewissen Zeit prĂĽft der Zahnarzt, ob das umliegende Gewebe taub ist. Ist der Patient soweit schmerzfrei, beginnt der Mediziner damit, Zahnfleisch und Zahn zu trennen. AnschlieĂźend nutzt er einen Hebel, um den Zahn leicht zu bewegen.
  3. Die eigentliche Extraktion: Hat sich der Zahn genug gelockert, greift er den Zahn mit einer Zange, um ihn in verschiedene Richtungen zu bewegen. Durch die Bewegung dehnt sich der umliegende Knochen leicht, bis sich der Zahn schließlich aus dem Zahnfach lösen kann. Nun wird der Zahn geprüft, um z.B. eine Fraktur der Wurzel ausschließen zu können.
  4. Versorgung der Wunde: Die zurĂĽckbleibende Wunde wird nun gereinigt, indem der Zahnarzt das Zahnfach mit einer scharfen KĂĽrette ausschabt und evtl. entzĂĽndetes Gewebe entfernt.

Bei einer herkömmlichen Zahnextraktion ist meist kein Nähen der Wunde erforderlich. Das geschieht vor allem bei umfangreichen Eingriffen, wie zum Beispiel der Entfernung von Weisheitszähnen. Das Nähen kann auch dann erforderlich sein, wenn der Zahnarzt die Schleimhaut aufschneiden musste, um die Extraktion durchzuführen. Zumeist werden die Fäden fünf bis acht Tage nach dem Eingriff gezogen.

3. Komplikationen und Risiken der Behandlung

Beim Vorgespräch sollten Sie darĂĽber in Kenntnis gesetzt werden, welche Risiken und möglichen Komplikationen beim Eingriff bestehen. Zu den allgemeinen Risiken des Eingriffs zählen zum Beispiel: 

  • BlutergĂĽsse
  • Schmerzen
  • Schwellungen
  • EntzĂĽndungen
  • Blutungen

Davon zu unterscheiden sind die speziellen Risiken des Eingriffs, wie zum Beispiel die Schädigung der benachbarten Zähne. Auch der Unterkiefer-Nerv kann in seltenen Fällen in Mitleidenschaft gezogen werden. In seltenen Fällen kann es zum Beispiel bei der Entfernung von Weisheitszähnen im Oberkiefer zu einer Öffnung der Kieferhöhle kommen.

Verläuft der Eingriff nicht komplikationsfrei, so kommt es zum Beispiel zu einer Fraktur der Zahnwurzel. Deshalb prüft der Zahnarzt direkt nach der Extraktion, ob der Zahn vollständig entfernt werden konnte. Ist die Wurzel abgebrochen, muss sie der Zahnarzt etwas freilegen, um sie dann entfernen zu können.

Sehr selten ist ein Zahn fest mit dem Knochen verwachsen, dann liegt eine sogenannte Ankylose vor. Der Abschluss der Extraktion ist dann nur möglich, indem der Zahnarzt den umliegenden Kieferknochen um die Zahnwurzel entfernt. Auch krumm gewachsene Zahnwurzeln können das Ziehen des Zahns erschweren, was vor allem bei Backenzähnen vorkommt. Stehen die krummen Wurzeln der einfachen Extraktion im Wege, so trennt der Zahnarzt die Wurzeln voneinander, um sie einzeln zu entfernen.

4. Wie schmerzhaft ist die Zahnextraktion?

Dass die Zahnextraktion Schmerzen verursacht, sorgt viele Patienten, die vor diesem Eingriff stehen. Da der Eingriff unter örtlicher Betäubung stattfindet, ist die Extraktion eigentlich nicht schmerzhaft. Zumeist ist nur ein leichter Druck zu spüren. Treten schon während des Eingriffs Schmerzen auf, dann aufgrund einer nachlassenden oder unsachgemäßen Betäubung. Allerdings kann die Zeit nach dem Eingriff schmerzhaft sein, wenn die Wundheilung einsetzt. Denn eine Verletzung des Weich- und Knochengewebes lässt sich im operierten Bereich praktisch nicht vermeiden.

In aller Regel lassen sich diese Schmerzen mit rezeptfreien Schmerzmitteln wie Ibuprofen gut behandeln. Je mehr Gewebe geschädigt wurde, desto stärker können die Schmerzen nach Zahnextraktion ausfallen. Bei einem normalen Backenzahn halten die Schmerzen etwa zwei bis drei Tage an. Nach der Entfernung eines Weisheitszahns dauert diese Phase rund zwei Tage länger an. Werden mehrere Zähne nebeneinander extrahiert oder war eine komplexe Entfernung mitsamt Aussägen des Knochens notwendig, verspüren Patienten über längere Zeit Schmerzen. Unter Umständen kann der Schmerz auf benachbarte Regionen ausstrahlen, wie zum Beispiel Ohr, Rachen, Augenpartie oder Unterkiefer.

Wichtig: Die Wundheilungsschmerzen sind vorĂĽbergehender Natur und sollten nach wenigen Tagen nachlassen. Sollten sie nicht abklingen oder sich sogar verschlimmern, informieren Sie bitte Ihren Zahnarzt.

5. Die Wundheilung nach Zahnextraktion

Wurde ein Zahn operativ entfernt, setzt sofort danach die natĂĽrliche Wundheilung ein. Die offene Wunde, auch Alveole genannt, fĂĽllt sich mit Blut. Daraus entsteht ein Wundpfropf, der die Wunde verschlieĂźt und fĂĽr eine komplikationsfreie Heilung unverzichtbar ist. Die darunterliegende Wunde wird so vor Keimen geschĂĽtzt. Damit der Wundpfropf nicht geschädigt wird, sollten Sie in den ersten Tagen nach der Extraktion starkes SpĂĽlen, Rauchen und Saugbewegungen, wie zum Beispiel an Strohhalmen, unbedingt vermeiden. 

Darunter wächst schon in den ersten Tagen neues Gewebe über die Wunde und der Kieferknochen regeneriert sich zusehends. Es dauert rund zwei bis drei Wochen, bis das Zahnfleisch nachgewachsen ist. Nach zwei bis drei Monaten ist auch die Heilung des Knochens abgeschlossen.

6. Besondere Zahnextraktionen und ihr Ablauf

Von der normalen Zahnextraktion sind vor allem zwei Sonderfälle zu unterscheiden: Die Entfernung abgebrochener Zähne und die Extraktion eines Weisheitszahns.

Entfernung eines abgebrochenen Zahns

Bricht ein Zahn bei der Extraktion ab oder muss er aufgrund einer Fraktur entfernt werden, stellt dies meist nur ein kleines Hindernis dar. Mithilfe eines kleinen Hebels kann ihn der Zahnarzt dennoch aus dem Zahnfach lösen. Gelingt dies nicht, so kommen spezielle Zangen zum Einsatz. Bei Backenzähnen mit gekrümmten Wurzeln kommt es vor, dass diese ganz gezielt voneinander getrennt werden müssen, um anschließend die einzelnen Teile des Zahns zu lockern.

Das Ziehen eines Weisheitszahns

Die Weisheitszähne des Menschen werden auch als die „dritten Molaren“ bezeichnet und bilden sich als letztes heraus. Da sie im Kiefer oftmals zu wenig Platz finden, müssen sie entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Das Besondere dieser Extraktion ist, dass sie oft bereits dann stattfindet, wenn die Weisheitszähne das Zahnfleisch noch nicht durchbrochen haben. Dann muss zunächst ein kleiner Zahnfleischschnitt durchgeführt werden, um den Kieferknochen freizulegen. Anschließend kann der Arzt etwas Knochenmaterial entfernen, um den Weisheitszahn freizulegen und ihn zu ziehen. In dem Fall ist außerdem das Vernähen der Wunde für eine gute Wundheilung wichtig.

Bei diesem Eingriff können Hämatome, Schwellungen und Schmerzen auftreten, die nach etwa einer Woche wieder abklingen.

7. Was kostet die Zahnextraktion?

Die Gesamtkosten der Extraktion und ein möglicher Eigenanteil hängen vor allem von den vorbereitenden Maßnahmen ab. Röntgenanalyse, DVT, CT und eine professionelle Zahnreinigung, die ebenfalls notwendig sein kann, ziehen zusätzliche Kosten nach sich. Diese sind nicht Teil der Regelversorgung und müssen selbst getragen werden. Je nach dem, in welchem Umfang diese Leistungen beansprucht werden müssen, kann eine Summe zwischen 200 und 800 Euro fällig werden. Die eigentlichen Kosten der Extraktion übernimmt die Krankenkasse meist vollständig. Wird für die entstandene Lücke ein Zahnersatz benötigt, bezahlt die Kasse einen Festzuschuss in Höhe von 60% der Kosten der Regelversorgung.

Falls ohne eine entsprechende medizinische Indikation eine Extraktion unter Lachgas gewünscht wird, müssen die Kosten dieser Sedierung selbst getragen werden. Dabei sind rund 100 bis 200 Euro zu rechnen. Soll der Eingriff sogar unter Vollnarkose durchgeführt werden, sind bis zu 350 Euro pro Stunde fällig. Der Zahnarzt händigt ihnen im Vorfeld einen Heil- und Kostenplan aus, der einen Überblick über die finanzielle Belastung bietet. Dort ist auch festgehalten, ob ein Eigenanteil übernommen werden muss.

Tipp: Vor allem bei umfangreichen Behandlungen mit Zahnersatz lohnt es sich, mehrere Angebote einzuholen und diese eingehend zu vergleichen. Dazu können Sie den Heil- und Kostenplan kostenlos auf unserem Portal hochladen, um günstigere Angebote von anderen Praxen zu bekommen. Entscheiden Sie sich dann für ein günstigeres, sparen Sie bares Geld.

8. So verhalten Sie sich nach der Zahnextraktion richtig

Das richtige Verhalten nach der Zahnextraktion trägt dazu bei, die Dauer der Wundheilung zu verkĂĽrzen und das Risiko von Komplikationen zu reduzieren.  Achten Sie deshalb auf die Hinweise des Zahnarztes, die Sie noch in der Praxis erhalten werden. FĂĽr eine gute Wundheilung sollten Sie es unterlassen, die Wunde mit den Fingern zu ertasten, da daraus eine erhöhte Keimbelastung entstehen kann. Während der ersten Tage sind auĂźerdem Alkohol, Kaffee, Tee und das Rauchen von Zigaretten tabu.

Das Ausspülen des Mundes muss ebenfalls unterbleiben, da dies den Wundpfropf schädigen kann. Deshalb gilt auch beim Essen besondere Vorsicht, wobei weiche Speisen zu bevorzugen sind. In den ersten Stunden bietet es sich an, die Stelle von außen zu kühlen, um das Risiko von Schwellungen zu reduzieren. Wärmezufuhr, wie zum Beispiel in der Sauna, muss in den ersten Tagen neben sportlicher Aktivität gemieden werden.

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